Forsa-Studie


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Die Deutschen und ihre Zoos

BELIEBTHEIT
In Deutschland und auch anderen europäischen Ländern läuft seit geraumer Zeit ein gesellschaftlicher Diskurs um die Tierhaltung im Allgemeinen, der natürlich auch die Mitgliedseinrichtungen des Verbandes der Zoologischen Gärten berührt. Die Medien haben das Thema für sich entdeckt und berichten oft über vermeintliche Vor- und Nachteile von Zoos. Insofern war die zentrale Frage bei der vom VdZ beauftragten Studie erneut – wie bereits im Jahr 2017 – klar: „Befürworten Sie es, dass es Zoos in Deutschland gibt – oder lehnen Sie Zoos ab?“ Das Ergebnis ist eindeutig: Vier von fünf Deutschen stehen hierzulande
hinter den Zoos, Tiergärten und -parks.

Hier finden Sie die jeweils vollständige Auswertung des Befragung für Deutschland, Österreich und die Schweiz:

english version of the german figures:

WERTSCHÄTZUNG FÜR NATUR UND TIERE
In der Diskussion um Tierhaltung im Allgemeinen und Zoos im Speziellen steht auch immer wieder die Frage im Raum, ob ein Zoobesuch überhaupt dazu geeignet ist, die Besucher an Natur und Tiere heranzuführen. Hintergrund dafür ist die Selbstverpflichtung moderner Zoos, über die potenziellen Bedrohungen der jeweiligen Arten aufzuklären und für den Erhalt der Biodiversität zu sensibilisieren. Aus diesem Grund wurden die Teilnehmer der Befragung gebeten, ihre Zustimmung oder Ablehnung zu folgenden Aussagen zu signalisieren: „Durch den Zoobesuch hat sich meine Wertschätzung für Tiere vergrößert“, „Durch den Zoobesuch hat sich meine Wertschätzung für die Natur vergrößert“, „Ich habe mich während meines Zoobesuchs mit der Natur verbunden gefühlt“ und „Ich habe mich während meines Zoobesuchs den Tieren und ihrer Lebensweise nahe gefühlt“.

AUFGABEN VON ZOOS
Unter anderem das Bundesnaturschutzgesetz und die Zoorichtlinie der Europäischen Union definieren und regeln die Aufgaben von Zoos und Tiergärten. So machen die Gesetzgeber beispielsweise Vorgaben zur artgerechten Haltung, aber auch zum Artenschutz durch Pflege und Zucht bedrohter Spezies, zur Forschung und zur Bildung der Öffentlichkeit in puncto Erhalt der Artenvielfalt. In diesem Zusammenhang sollte mit der Forsa-Studie erfragt werden, inwieweit die Deutschen diese Aufgaben unterstützen: „Bitte geben Sie an, ob Sie die folgenden Aufgaben von Zoos sehr wichtig, wichtig, weniger wichtig oder überhaupt nicht wichtig finden?“

Anhand der Angaben aus der Forsa-Befragung lässt sich eindeutig ablesen, dass die Deutschen den Aufgaben der Zoos überaus positiv gegenüber stehen. Zählt man die Zustimmungswerte zusammen, liegen sie zum Teil prozentual noch höher als die eigentliche Zustimmung zu Zoos an sich. Beachtlich dabei ist ebenfalls, dass es den Tierparks und Zoos mit ihrer Arbeit vor Ort nachweislich gelingt, zu überzeugen. Betrachtet man lediglich die Antworten der Studien-Teilnehmer, die in den vergangenen zwei Jahren auch in einem Zoo waren, liegen ihre Zustimmungswerte höher als der Durchschnitt – zum Teil recht deutlich.

HALTUNGSBEDINGUNGEN
Wenn man sich die Diskussionen der vergangenen Jahre um und über Zoos betrachtet, stehen immer wieder die Haltungsbedingungen im Fokus. Die zoologischen Gärten haben in den vergangenen Jahren viel investiert, um die Haltungsbedingungen gemäß dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Tierwohl weiter zu entwickeln. Dies erfährt sehr breite Unterstützung, wie die Studie durch die Frage „Es gibt ja verschiedene Möglichkeiten, wie Zoos die Haltungsbedingungen für ihre Wildtiere zeitgemäß gestalten können. Bitte geben Sie an, wie wichtig es Ihrer Meinung nach ist, dass Zoos in die folgenden Maßnahmen investieren.“ ermittelt hat. Dabei fanden es insgesamt 98 Prozent (79% „sehr wichtig“; 19% „wichtig“) wesentlich, dass Zoos in Gehege investieren, die in ihrer Einrichtung der natürlichen Umgebung nachempfunden sind. Für 96 Prozent der Deutschen (69% „sehr wichtig“; 27% „wichtig“) ist es essenziell, dass es für die Tiere mehr Rückzugsmöglichkeiten in den Gehegen gibt. Der gleiche Bevölkerungsanteil findet es wichtig (75% „sehr wichtig“; 21% „wichtig“), dass die Zoos größere Gehege errichten. Für mehr Beschäftigungsmöglichkeiten für Tiere sprechen sich 94 Prozent der Befragten (62% „sehr wichtig“; 32% "wichtig“) aus. Demgegenüber sind nur 71 Prozent der Teilnehmer (25% „sehr wichtig“; 46% „wichtig“) davon überzeugt, dass die gemeinsame Haltung verschiedener Tierarten in einem Gehege eine lohnenswerte Investition wäre.

Natürlich muss die Studie an dieser Stelle zum Teil an ihre Grenzen stoßen, sind doch gerade mit diesen vorgegebenen Aussagen zoologische Fachkenntnisse berührt, über die weite Teile der Bevölkerung nicht verfügen. So ist es vielfach für das Tierwohl nicht entscheidend, dass die Individuen oder Tiergruppen per se größere Gehege erhalten. Vielfach wäre eine veränderte Struktur des Geheges wesentlich hilfreicher – etwa, wenn für bestimmte Tierarten Klettermöglichkeiten geschaffen werden würden, die es unter Umständen bisher nicht gab. Ähnlich ist die letzte Aussage bzw. ihre Bewertung zu betrachten: Wenn immer mehr Zoos die innovative Gemeinschaftshaltung verschiedener Arten auf einer Anlage betreiben, befördern sie damit Interaktionen zwischen den verschiedenen Individuen, was sich durch die Abwechslung und das soziale Miteinander positiv auf der Wohlbefinden der Tiere auswirkt.

BILDUNG IM ZOO
Die modernen Zoos begreifen sich als Lernorte und Bildungsstätten: Hier kann man die Vielfalt der Natur anhand der verschiedenen Gattungen und Arten betrachten, hier können Tiere beobachtet und erforscht werden. Darüber hinaus machen Zoos auf den Zustand der Umwelt aufmerksam, warnen vor den Bedrohungen für die Biodiversität und werden selbst auch außerhalb ihrer der Grenzen aktiv. Gefragt, „Haben Sie Ihrer Einschätzung nach bei Ihrem letzten Zoobesuch sehr viel, viel, nicht so viel oder so gut wie gar nichts über Tiere gelernt?“, haben die Befragten ein positives Bild der Bildungsbemühungen der Zoos gezeichnet.

In vielen Kommunen und Regionen gehört der regelmäßige Zoobesuch von Kita-Kindern oder Schülern einfach dazu: Allerdings handelt es sich meistens um individuelle, über die Jahre gewachsene Lösungen zwischen den Lehrern der Zooschulen und bestimmten Einrichtungen, vielleicht als Bestandteil des Biologie- Unterrichtes. Doch die Deutschen stehen der Idee umfassender Schulbildung im und durch den Zoo sehr offen gegenüber. Anhand der Frage „Sollten aus Ihrer Sicht regelmäßige Zoobesuche fester Bestandteil des Schulunterrichts werden?“ befürworteten insgesamt 84 Prozent („auf alle Fälle“ 41%; „eher ja“ 43%) die Aufnahme in den Lehrplan. Lediglich 15 Prozent (kombiniert) wollten „eher nicht“ oder „auf keinen Fall“, dass Zoobesuche künftig zum Schulunterricht gehören.

ERSATZ FÜR DEN ZOO
In der Diskussion um Zoos wird von einigen Kritikern immer wieder die Meinung vertreten, Medien könnten ähnliche Aufgaben übernehmen, um Bildung zu Wildtieren zu vermitteln. Auf die Frage „Bietet eine gute Tierdokumentation bzw. eine guter Tierfilm dieselbe Erfahrung mit Tieren wie ein Zoobesuch?“ antworteten allerdings fast zwei Drittel (65 Prozent) mit „Nein“. Weniger als ein Drittel (31 Prozent) der Deutschen würde nach ihrer Meinung dazu einen guten Tierfilm als gleichwertigen Ersatz ansehen. Noch deutlicher fällt die Ablehnung bei Virtual-Reality-Zoos aus. Bei der Frage „Würde ein Virtual-Reality-Zoo aus Ihrer Sicht dieselbe Erfahrung bieten wie ein Besuch in einem ‚echten‘ Zoo?“ antworteten 68 Prozent mit „Nein“; lediglich für 19 Prozent wäre demzufolge die VR-Technologie ein guter Ersatz. Es lässt sich zusammenfassen, dass die Besucher moderne Zoos nicht nur als Chance betrachten, Tiere zu beobachten – sie nehmen tatsächlich auch neue Erkenntnisse über sie mit und fühlen sich ihnen während des Besuches verbunden.

FÖRDERUNG DURCH DIE ÖFFENTLICHE HAND
Viele deutsche Tiergärten sind in kommunaler Hand oder haben zumindest Verbindungen zu ihrer jeweiligen Stadt. Deutlich weniger sind verwaltungstechnisch bei einer Region bzw. bei einem Bundesland angesiedelt. Die meisten von ihnen erhalten von ihrer Verwaltung finanzielle Förderung. Die Teilnehmer der Studie wurden nach Ihrer Meinung dazu befragt: „Sollten Städte und Gemeinden die Zoos vor Ort mit öffentlichen Mitteln finanziell fördern und unterstützen, oder sollten sie das nicht tun?“ Im Ergebnis ist die überwiegende Mehrheit der Deutschen der Ansicht, dass Zuschüsse für Zoos durch die öffentliche Hand angemessen sind: 82 Prozent beantworteten die Frage mit „Ja“; lediglich 12 Prozent lehnten die Subventionen ab.