Pressemitteilungen


Sie haben Fragen zur Arbeit der Zoos?

Sie suchen Gesprächspartner zu Artenschutz und Tierhaltung?

 

Innovation durch Forschung der Zoos

Fachleute des Verbands der Zoologischen Gärten treffen sich zum Wissensaustausch

Nordhorn / Berlin, 13.11.2023 – Am 10. November kamen die Mitglieder des Verbands der Zoologischen Gärten (VdZ) im Tierpark Nordhorn zusammen, um sich über ihre aktuellen Forschungsprojekte auszutauschen. Das Treffen beförderte den intensiven Austausch zwischen Wissenschaftler/-innen aus zoologischen Einrichtungen mit ihren Partnern aus Universitäten in Bereichen wie der Zoologie, der Veterinärmedizin, der Didaktik und dem Natur- und Artenschutz. Forschung zählt zu den Kernaufgaben von Zoos und Aquarien. Der Schwerpunkt des diesjährigen Treffens lag auf dem Ausbau des wissenschaftlichen Kooperationsnetzwerks und der kontinuierlichen Förderung von guter Tierhaltung und von wissensbasiertem Artenschutz.

 

„Das Treffen verdeutlicht einmal mehr die Bedeutung von Zoos und Aquarien als Forschungseinrichtungen. Mit rund 200 wissenschaftlichen Veröffentlichungen pro Jahr tragen sie dazu bei, unser biologisches Grundwissen zu erweitern und generieren zudem wertvolle Erkenntnisse mit teils didaktischer, teils gesellschaftlicher oder veterinärmedizinischer Relevanz“, betont Jörg Junhold, VdZ-Präsident. „Die vielfältigen Forschungsvorhaben unserer Zoos fördern unser Wissen, so dass wir wissensbasierte Maßnahmen für den Erhalt bedrohter Tierarten einleiten oder auch die Tierhaltung und Bildungsangebote in Zoos kontinuierlich verbessern können.“

 

Zoologische Einrichtungen halten weltweit ungefähr 10.000 Tierarten. Dieses Potenzial für die Forschung wird von den VdZ-Zoos vielseitig genutzt: Zoomitarbeitende forschen anhand der Zootierbestände, biologischer Proben und Informationen aus zoointernen Wildtier-Datenbanken. Zudem ermöglichen sie externen Wissenschaftler/-innen den Zugang hierzu. Dafür kooperieren die 71 VdZ-Mitgliederzoos weltweit mit rund 50 Universitäten und Forschungsinstituten in 24 Ländern. Die öffentliche Datenbank „Zoo Science Library“ (www.zoosciencelibrary.org) listet zoobasierte Publikationen und verdeutlicht eindrücklich den Gesamtbeitrag von Zoos zur Wissenschaft.

 

Aktuelle Beispiele für Forschung in Zoos

Anhand von Daten aus einer weltweiten Zoodatenbank hat ein internationales Forschungsteam belegt, dass Eisbären, Kalifornische Seelöwen, Große Tümmler und Seehunde 1.65 bis 3.55-mal länger in Zoos leben als ihre Verwandten in der Natur. Als Gründe hierfür werden Fortschritte in der medizinischen Versorgung angeführt sowie die verbesserte Qualität der Tierhaltung und -pflege.

 

Eine Kooperation zwischen der Universität Hamburg und dem Tierpark Hagenbeck führte zur Entdeckung von bislang unbekannten antimikrobiellen Stoffen in Biofilmen von Steinkorallen, die im Tropenaquarium von Hagenbeck gedeihen. Dieser Fund weist vielversprechendes Potenzial auch für den Einsatz in der Humanmedizin auf.

 

Die in Asien vorkommenden Scharnierschildkröten der Gattung Cuora gehören zu den am stärksten bedrohten Arten der Welt. Die Vertreter von Cuora galbinifrons, Cuora bourreti und Cuora picturata galten bislang als eine Art, zählen aber nach neusten Erkenntnissen zu drei Arten. Dies wurde final bestätigt durch eine Studie unter Beteiligung des Allwetterzoos Münster. Darin wurden knapp 400 Tiere aus den Erhaltungszuchten europäischer und amerikanischer Zoos genetisch untersucht. Eine so umfangreiche Datenlage könnte in der Natur kaum oder nur über sehr lange Zeiträume generiert werden.

 

Tierversuche in Zoos

In zoologischen Einrichtungen handelt es sich bei Tierversuchen fast ausschließlich um Vorhaben mit geringem Belastungsgrad und dem Ziel der Grundlagenforschung zur Biologie, zur Verbesserung der Haltungsbedingungen und zum Wohlbefinden der Tiere. Aber auch veterinärmedizinische, genetische und biochemische Fragstellungen werden untersucht, ebenso wie zur taxonomischen Zu- und Einordnung. In der Regel werden biologische Proben (Blut, Urin, Speichel o.ä.) von den Tieren gewonnen oder ihr Verhalten wird beobachtet. Dafür stehen die Zoos in engem Austausch mit den zuständigen Landesbehörden und weiteren Partnern wie der „Initiative Tierversuche verstehen“.